Insekten willkommen: Kinder und Eltern in Reuth engagieren sich gemeinsam für den Artenschutz.
In Reuth haben Kinder und ihre Eltern ein Insekten-Luxushotel erbaut. Am Samstag, 25. Mai, konnte die summende Behausung in Betrieb gehen. Einige Gäste konnten es nicht abwarten und sind schon eingezogen.
Die Blicke der Kinder sind eindeutig: Warum stellt der Typ mit dem Notizblock so doofe Fragen, wie zum Beispiel danach, warum sie gemeinsam mit ihren Eltern ein Insektenhotel gebaut haben? „Na, weil wir eben die Natur schützen wollen. Ist doch klar“, sagen Noah Husch, laut eigener Angabe fast elf Jahre und sein „älterer“ Kumpel Moritz Bungartz, „schon“ elf Jahre alt.
Eventuell werde sich die Gruppe von Kindern zwischen drei und elf Jahren „Die Naturschützer“ nennen - „oder die „natürlichen Reuther“, überlegen sie. Jedenfalls hätten sie bis dato noch nicht über einen Namen nachgedacht, aber eine Überlegung wäre das allemal wert: Denn in Zukunft könnte man ja noch weitere gemeinsame Umwelt-Projekte stemmen.
Doch zunächst wurde gefeiert: Vierzehn Mädchen und Jungen haben mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Eltern monatelang geplant, gebaut, geschraubt, gesägt und nebenbei auch gelernt, welche Naturmaterialien geeignet sind, damit sich die Insekten in ihrer Behausung wohlfühlen - und wie die benötigten Hölzer, Ziegeln und Bambusstangen dafür zu präparieren sind.
Am Samstag, 25. Mai, wurde das Hotel, ideal gelegen zwischen Obstbäumen und frisch gepflanzten Hecken, offiziell eröffnet, viele aus dem Dorf waren dabei. Den Platz hat die Ortsgemeinde Reuth zur Verfügung gestellt, erzählen Manuela Rader und Marleen Item, die die Dorfjugend bei der Verwirklichung der Idee unterstützt haben. „Zudem hat die Gemeinde finanziell geholfen. Darüber hinaus haben Bürger und Handwerksbetriebe des Dorfes Materialien gespendet und mit Hand angelegt.“
Entstanden sei das „Projekt Insektenhotel“ aus der Bastelgruppe für Kids, die inzwischen seit etwa eineinhalb Jahren in Reuth existiere, erzählen Rader und Item. „Die Planungen dazu haben im Juli des vergangenen Jahres begonnen. Es ist schwierig, alle Beteiligten terminlich unter einen Hut zu bekommen, doch wir haben es geschafft, uns mindestens zweimal im Monat zu treffen.“ Einen Riesenspaß habe das gemacht, erzählen Zora, Raja, Moritz und Noah: „Wir haben einen Plan gemacht und das Insektenhotel sieht am Ende fast genau so aus, wie wir es uns ausgedacht haben“, sagen sie. Die Kinder schauen fast täglich vorbei, um nachzuschauen, wer da bereits vor der Eröffnung eingezogen ist. „Die ersten Gäste sind da, es ist ja auch Mai. Da brauchen die ein Dach über dem Kopf“, erklären Noah und Moritz. Übrigens haben die Kinder und ihre Eltern den schrankgroßen Bau nicht einfach irgendwo hingepflanzt, sondern sich dazu Rat bei einer Bienensachverständigen (und Mutter) geholt, die - so-viel glücklicher Zufall muss sein - im Dorf wohnt. „Ein paar Sachen sollte man schon beachten“, sagt die Imkerin Evi Grün. „Zum Beispiel sollte ein Insektenhotel nach Süden hin ausgerichtet sein, um die Brut vor kalten Temperaturen zu schützen.“ Zudem sei es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Honigbienen, Hornissen oder Wespen in so eine Vorrichtung einziehen würden. „Die organisieren sich in Staaten, in einem Insektenhotel haben sie dafür gar nicht genug Platz“, sagt Evi Grün. Gäste, die das kostenlose Angebot gerne annehmen seien etwa Kehrwespen, Wildbienen, Florfliegen und andere, für die Biodiversität wichtige Lebewesen. „Das sind keine aggressiven Tiere, Angst vor Stichen muss niemand haben.“
Die Dorfkinder freuen sich auf die Eröffnungsfeier, zu der die Ortsgemeinde Würstchen und Getränke beisteuert - und auf einen gemeinsamen Ausflug zur Kasselburg bei Pelm. Einen Teil des Eintrittsgeldes haben sie sich durch den Verkauf ihrer Bastelarbeiten auf dem kleinen Reuther Weihnachtsmarkt verdient. So ist das: wenn viele an einem Strang ziehen, haben am Ende alle Spaß.
(TV-Bericht von Vladi Nowakowski vom 24.05.2024)
Comentarios